Freitag, 13. Juli 2007

Juhu, der Bundestrojaner kommt!


Eines der Lieblingsprojekte auf der Roadmap unseres Innenministers zum Abbau unseres Rechtsstaats ist auf gutem Wege nun (endlich) Realität zu werden. Aus düsteren und unzuverlässigen Quellen habe ich schon die nächsten Planungsschritte des Bundestrojaners ergaunert:

1. November 2007: Zur Bekämpfung des Terrorismus wird der Bundestrojaner endlich Realität. Er funktioniert zwar technisch nicht, aber das hält natürlich unseren Verfassungsschutz nicht vom hacken ab. Das Innenministerium: "In der ersten Ausbaustufe wird der Bundestrojaner noch von einem V-Mann persönlich am PC installiert." Die zweite Ausbaustufe startet erst ein Jahr später. Siemens und T-Systems erklären in einer Pressemeldung, dass sie diesmal nichts mit der IT zu tun haben.

7. November 2007: Der letzte PC von Al Quaida ist auf Knoppix, PGP und Private Key Verschlüsselung umgestellt.
König Beckstein I. von Bayern: "Man muss offen darüber diskutieren können, ob solche Terroristenwerkzeuge wie Linux und Kryptographie verboten werden sollten."

30. November 2007: Novell veröffentlicht Quartalszahlen und vermeldet einen spontanen Sprung des Absatzes an Suse Linux Installationen.

25. Dezember 2007: Während alle Welt zu Hause Weihnachten begeht, wird im Bundestag der 3te Korb der Urheberrechtsreform diskutiert. In einem Unterparagraphen fällt der Vorschlag, gesammelte Daten durch den Bundestrojaner auch für "sonstige besonders schwerwiegende Vergehen" zu verwenden.

1. Februar 2008: Der 3te Korb der Urheberrechtsreform wird verabschiedet. Die Worte "besonders schwerwiegende" sind in einer letzten Aussschußsitzung versehentlich gestrichen worden.

14. Februar 2008: Wie Verbraucherschützer herrausfinden sammelt Sony bereits seit November per Sony-Trojaner Daten von Kazaa, Emule, BitTorrent, UseNet, iTunes, WinAmp und Minesweeper Usern. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz streitet Sony alles ab. Am folgenden Nachmittag gesteht Sony die Existenz des Trojaners und verspricht allen Geschädigten ein original Sony Handtuch und 200 Payback-Punkte. Außerdem tut es ihnen wirklich leid.

17. Februar 2008: Die Lobbyverbände der Musikindustrie erreichen per Klage die Herausgabe der gesammelten Daten für die zivilrechtliche Auswertung. "Zum Schutze von Arbeitsplätzen in Deutschland könne man sich diese Chance zur Verfolgung von PiratenRaubKopierer nicht entgehen lassen."

18. Februar 2008: Ein spontaner Anstieg des deutschlandweiten Internettraffic von 23% wird festgestellt. Betreiber des DECIX zeigen sich verwundert.

28. Februar 2008: Der Bundesdatenschutzbeauftragte wird im Irak von Terroristen entführt. Warum er eigentlich im Irak ist weiß keiner so genau. Das Innenministerium: "Dies sei ein gutes Beispiel warum auch weiterhin offen über Grundrechte diskutiert werden muß."

01. März 2008: Der Innenminister zieht eine positive Bilanz des ersten Quartals des Bundestrojaners. "Die Durchsuchung von Privatcomputern hat einen deutlichen Beitrag zur Bekämpfung des Terrorismus in Deutschland geleistet." Die Nachfrage wieviel Terroristen man denn nun damit gefangen habe wird aus Gründen der (unzähligen) laufenden Ermittlungsverfahren natürlich verweigert.

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